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Steffen Kopetzky

 

Monschau

- gelesen von Johann von Bülow-

 

 

Im Kreis Monschau in der Eifel sind die Pocken ausgebrochen und nun droht die Quarantäne. Doch noch wehrt sich der Kreisdirektor gegen die Maßnahmen, und auch die örtliche Industrie leistet Widerstand. Schließlich sind  Großaufträge in Gefahr und außerdem will man Karneval feiern. Und überhaupt – bis jetzt hat sich doch nur ein kleines Mädchen angesteckt und man muss deshalb doch nicht gleich in Panik verfallen.

In dieser aufgeheizten Stimmung nimmt der junge griechische Arzt Nikolaos Spyridakis seine Arbeit in der Eifel auf. Geschützt durch einen umgebauten Stahlarbeiteranzug stellt er sich dem Kampf gegen das hochansteckende Virus und die Uneinsichtigkeit der Menschen. Dabei lernt er Vera Rither kennen – reiche Erbin und Tochter des größten Arbeitgebers der Region ... 

 

„Variola“ das klingt so harmlos – beinahe freundlich,  ist aber leider in  vielen Fällen tödlich. Denn hinter dem Namen verbirgt sich nichts anderes, als die wissenschaftliche Bezeichnung des Pockenvirus. Pocken – eine Krankheit, die man oft mit dem Mittelalter in Verbindung bringt – aber doch nicht mit dem Jahr 1962 und erst recht nicht mit Deutschland und der idyllischen Eifel. Und tatsächlich ist dieses Ereignis, das im Februar 1962 den Kreis Monschau im Regierungsbezirk Aachen zu einem  Quarantänegebiet machte, fast vergessen. Ein Monteur der Otto Junker Werke hatte sich bei einem Montageauftrag infiziert und das Pockenvirus im Dezember 1961 aus Indien eingeschleppt. Er steckte nicht nur seine Tochter, sondern auf der Betriebsweihnachtsfeier auch Kollegen an. Das Virus verbreitete sich schnell, denn es ist selbst im Freien, bei einer Distanz von 20 Metern, noch hochansteckend.

 

Das ist die Ausgangssituation in Steffen Kopetzkys Roman und etliches erinnert fatal an die momentane Situation mit dem Corona-Virus. Auch im Roman spielen neben dem  potentiell tödlichen Virus aufgescheuchte Politiker ohne konkrete Pläne – Wirtschaftsvertreter, die hauptsächlich ihre eigenen Interessen im Blick haben – und Wissenschaftler, die unablässig  gegen Unwissenheit, Ignoranz, Eigeninteressen und politische  Befindlichkeiten ankämpfen müssen, eine wichtige Rolle. Aber Kopetzkys Roman ist wesentlich mehr als eine Kolportage der damaligen Ereignisse. Er ist gut recherchierte, gehobene Unterhaltung, die weder vor großen Gefühlen noch einem Happy End zurückschreckt, ohne dabei trivial zu sein. Geschickt verschränkt Kopetzky die unterschiedlichen Handlungsstränge zu einer spannenden Geschichte, indem er die realen Ereignisse teilweise modifiziert und ausschmückt. Das flotte Erzähltempo und die historischen Bezüge tun ein Übriges, um den Roman zu einem unterhaltsamen Abenteuer zu machen.  

 

Die Interpretation von Johann von Bülow passt sich ganz wunderbar der Geschichte an. Die Mischung aus sachlich zurückhaltendem und doch prononciertem Tonfall und das Gefühl für das richtige Timing, machen seine Lesung zu einem Hörvergnügen. Man lauscht ganz gebannt.

 

 

Die ungekürzte Lesung ist im Argon Verlag erschienen.

2 MP3 – CDs

Laufzeit:  ca.10 Stunden

Preis: 24,95 €

 

 

Der Roman ist im Rowohlt Verlag Berlin erschienen

352 Seiten

Preis: 22,00 €

 

Eine Rezension von Liliane Mika

www.mika-media.net