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Martin Suter

 

„Elefant“

 

- Gelesen von Gert Heidenreich -

 

 

Der Obdachlose Schoch traut seinen Augen nicht, als er in seiner Schlafhöhle plötzlich einen rosaroten Mini-Elefanten entdeckt, der aussieht wie ein Spielzeug,  im Dunkeln leuchtet, und sich bewegt. Doch was der Alkoholiker Schoch zunächst für die ersten Anzeichen eines schweren Deliriums hält, entpuppt sich als Experiment, das der skrupellose Genforscher Roux durchgeführt hat.  Mit dem rosaroten Mini-Elefanten ist ihm der große Durchbruch gelungen. Er soll ihm Reichtum und wissenschaftlichen Ruhm bescheren und seine chinesischen Geldgeber zufrieden stellen. Umso entsetzter ist Roux, als der kleine Elefant plötzlich verschwindet. Denn da gibt es einige Menschen, die von dem seltsamen Wesen ganz fasziniert sind und es vor skrupellosen Geschäftemachern wie Roux beschützen wollen. Damit ist die Jagd nach dem Kleinwild eröffnet ...

 

Die eigentliche Idee für diesen Roman stammt von einem Hirnforscher. Er erzählte Suter vor mehr als 10 Jahren, dass es gentechnisch möglich sei, einen winzigen rosaroten Elefanten zu erzeugen. Eine Vorstellung, die Suter nach eigenem Bekunden seither nicht mehr losließ und deren literarische Umsetzung ein neues Genre geschaffen hat. Eine Mischung aus Krimi, Märchen und Science Fiction. Dabei wird das leuchtende zwergwüchsige rosa Wesen von Suter sehr einfühlsam, man könnte sagen, fast zärtlich beschrieben. Der kleine Sabu verzaubert fast alle, die mit ihm in Berührung kommen und macht aus ihnen bessere bzw. einfühlsamere Menschen. Er erinnert daran, dass alle Lebewesen – egal ob Mensch, Tier oder Pflanze – mit Respekt behandelt werden sollten und die Zukunft nicht einfach skrupellosen Gentechnikern überlassen werden darf. Dabei ist die Geschichte nie moralinsauer. Suters Stil ist deskriptiv. Er beschreibt,  aber er wertet nicht, und liefert dank genauer Recherche detaillierte Einblicke in die Welt der Gentechnik, in das Milieu obdachloser Alkoholiker und vom Aus bedrohter Zirkusleute, und das der Superreichen auf dem Zürich-Berg. Die Spannung kommt dabei nicht zu kurz, denn „Elefant“ ist nicht zuletzt auch Krimi – mit allem, was dazu gehört: Bösewichte, Intriganten, Tote und Verfolgungsjagden. Alles in allem wieder einmal ein gelungener Suter.

 

Auf gewohnt hohem Niveau ist auch die Interpretation von Gert Heidenreich. Seine  sonore Stimme und der distanzierte Plauderton lassen die Szenen lebendig werden und verleihen ihnen Authentizität.  Ohne großes Pathos werden so die anrührenden Momente noch anrührender und die Gemeinheiten noch ein Stück gemeiner. Großartig!

 

  

Die ungekürzte Lesung von „Elefant“ ist bei  Diogenes erschienen.

6CDs

Laufzeit: 468 Min.

Preis: 25,00€

 

Die gebundene Ausgabe des Buches ist auch bei Diogenes erschienen.

352 Seiten

Preis 24,00 €

 

 

Eine Rezension von Liliane Mika

www.mika-media.net